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Reisebericht Griechenland – Santorini

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Die Fähre nach Santorini ging um kurz nach 9 Uhr also war noch etwas Zeit für ein kleines Frühstück beim Bäcker. Cappuccino und, na klar, die obligatorische Spinattasche! Aufgrund der etwas längeren Strecke zwischen den Inseln, fiel die Entscheidung auf eine schnellere Fähre, die Seajet 2. Das Innere erinnerte eher an ein überbreites Flugzeug als an ein Schiff, das Äußere stand da in nichts nach. Die Fahrt an sich war ruhig und erinnert im Nachhinein irgendwie an die Ruhe vor dem Sturm. Nach 12 Uhr wurden die leeren Fensterplätze begehrter, das Schiff fuhr in den Krater. Beeindruckende, hochaufragende Felswände waren durch die Fenster zu sehen. Dann lief die Seajet in den Hafen Athinos ein und wir verließen die Fähre.

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Ich muss sagen, der erste Eindruck war schon etwas anders als bei den vorhergehenden zwei Inseln. Viel mehr Menschen, viel mehr Taxis und Busse, viel mehr Schilder hochhaltende Abholer, überhaupt viel mehr Trubel. Dass Santorini jetzt keine unbekannte oder unbesuchte Insel ist, war natürlich vorher schon klar. Aus dem Grund wurde auch das Appartement in Oia unstressig und nach eingehender Recherche von zu Hause aus gebucht und nicht spontan vor Ort. Den ganzen Rummel in echt zu sehen, war dann aber doch überraschend, schließlich war ja immer noch Vorsaison.

So hielten wir es auch nicht lange am Hafen aus und fuhren zur Unterkunft. Kleiner Tipp: Es fährt ein öffentlicher Bus für 2,20 Euro pro Person. Ein Taxi soll so um die 20 Euro liegen. Das Ticket wird einfach im Bus gekauft, Kleingeld ist nicht völlig verkehrt.

Das Appartement lag sehr gut, zentral aber doch etwas von der Nik. Nomikou, der Hauptfussgängerzone und somit vom Rummel entfernt. Außerdem war es etwas weiter draußen Richtung Meer als viele andere Häuser welche direkt unterhalb der Fußgängerzone lagen. Somit bot sich nicht nur der Blick auf den Krater und das Meer, sondern auch auf den mit weißen Häusern übersäten Kraterrand. Auf dem Bild unten sieht man übrigens genau in der Mitte unsere „Wohnung“ – das einzige Appartement mit einer roten Fassade.

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Der Vermieter empfing uns freundlich und gab uns einen kurzen Überblick über unsere Umgebung. Dabei vergaß er auch nicht auf die Schattenseiten hinzuweisen, welche sicher nicht nur ihn in einem Zwiespalt lassen. In den letzten zwei, drei Jahren hat sich die Insel anscheinend sehr verändert. Es gibt sehr viele Neubauten, einst leere Stellen auf dem Kraterrand füllen sich immer mehr mit weißen Häusern und lassen die Felsen, je nach Wunschvorstellung, wie mit Schnee oder Zuckerguss bedeckt erscheinen. Wer in Oia ein Haus hat, vermietet es. Selbst wohnen die Besitzer dann auf der dem Krater gegenüberliegenden Seite der Insel. Gefühlt war doch einiges los, wir waren wohlgemerkt vorher auf fast „touristenfreien“ Inseln. Er meinte aber, dass es eigentlich noch eher ruhig ist. In der Hauptsaison liegt manchmal nicht nur ein Kreuzfahrtschiff im Hafen sondern manchmal fünf und mehr(!). Dazu kommen natürlich noch die Tagesgäste per Fähre und die Touristen, die sowieso schon auf der Insel untergebracht sind. Vor allem zum Sonnenuntergang drängen sich dann Tausende in die engen Gassen, was ein Durchkommen fast unmöglich macht.

Diese Massen sind dann nicht nur für die „Donkeys“, eigentlich sind es neben Esel auch Pferde und Mulis, welche durchaus auch gewichtigere Touristen die vielen Stufen herauf tragen müssen, eine Belastung, sondern auch für die Bewohner selbst. Den Eseltransport die Stufen vom Hafen hoch kommentierte unser Vermieter vielsagend mit „I have seen things …“. Zumindest die Bewohner profitieren aber vom Geld der Touristen und von der Liegegebühr der Kreuzfahrtschiffe.

Man wird sehen, wie es weitergeht und kann nur hoffen, dass die Bewohner einen ausgewogenen Weg finden. Negativbeispiele gibt es rund ums Mittelmeer ja genug. Eine gute Entscheidung ist schon mal der Verzicht auf große Hotels, es muss in traditioneller Kykladenarchitektur gebaut werden. Auch wenn das manchmal in Richtung Disneyland geht, ist es vom ästhetischen Standpunkt her eine gute Entscheidung.

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Jetzt aber wieder zurück zum Urlaub. Das Appartement war in traditioneller Höhlenbauweise gebaut. Im Endeffekt eine Höhle mit Fassade und Terrasse davor. Der Blick war absolut umwerfend, ein perfekter Platz zum Sitzen und Schauen – innen aber nur sehr zweckmässig. Eine kurze Erkundungstour zeigte uns die, von jeder großen Stadt bekannte, Preisverteilung. In einem Restaurant mit Ausblick kann Fava schon mal über 9 Euro kosten, einige Meter entfernt gibt es dann eine (sehr gute) Gyros Pita ohne Ausblick dafür für 2,50 Euro. Mit den Preisen für Bier, Wein und Kaffee verhält es sich genau so. (Zum Glück) also nichts Neues.

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Insgesamt wurden vier volle Tage auf Santorini verbracht. Im Nachhinein ist das zu lange bzw. wählten wir die falsche Reihenfolge. Zuerst Santorini und dann die ruhigeren Inseln zum Entspannen. Der Kontrast wäre natürlich genau so hart aber in dieser Reihenfolge vielleicht etwas angenehmer.

Grundsätzlich bietet Thira, die Hauptinsel des Santorini-Archipels, ein gutes Bussystem. Busse von Oia nach Fira fahren halbstündlich. Ein Aussteigen unterwegs ist möglich. Wer komplett unabhängig sein will – es gibt eine sehr große Anzahl an Vermietungen für Autos, Roller usw. Der Verkehr ist aber nicht zu unterschätzen und mit gemütlichem Fahren und in die Landschaft schauen wie auf den anderen Inseln hatte es hier nichts mehr zu tun. Eigentlich frage ich mich was der Verkehr im Sommer so macht, wenn alle Fahrzeuge, welche jetzt noch brav unvermietet rumgestanden sind, vermietet und auf der Straße unterwegs sind?

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Wir schafften es auf jeden Fall bis Pyrgos, dem höchstgelegen Ort der Insel. Ein ruhiges Dorf mit, sich den Berg hinaufwindenden, engen Gassen. Neben einigen kleinen Läden gibt es auch kleine Tavernen. Alles in allem ein gemütlicher Ort.

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Eine Bootstour war hier natürlich auch Pflicht. Nach meinen nicht so tollen Erfahrungen mit einer kleinen Yacht wurde diesmal ein klassisches Schiff gewählt. Ein traditioneller Schoner mit Segeln aber modern angetrieben mit Motor. In Verbindung mit der abwechslungsreichen Tour mit zwei Landgängen, war der Ausflug gut zu überstehen. Los ging es im Hafen Ammoudi direkt unterhalb on Oia immer direkt an der schroffen Steilküste entlang zum alten Hafen direkt unterhalb von Fira. Nicht nur die hochaufragenden Felsen sondern das ganze Ensebmle ist wirklich einzigartig beeindrucken. Allein schon wie die Häuser in den Fels gebaut sind muss man gesehen haben. Es stiegen noch einige Passagiere zu und weiter ging es zu Nea Kameni, der Vulkaninsel in der Mitte des Kraters. Der erste Landgang führte uns durch eine Mondlandschaft aus dunklen Felsen und Geröll auf den Vulkankrater. Schlauerweise lief ich mit Badelatschen den Vulkan hoch, was kurz vor dem Ziel den Verlust des halben Zehennagels mit sich zog – nicht sehr nachahmenswert. Oben angekommen sah man dann die drei übrig gebliebenen Inseln von Santorini. Wird man sich dann bewusst, dass man so ziemlich direkt auf dem Vulkan steht, kommt zu dem einmaligen Blick noch ein auch einmaliges Gefühl dazu. Nächster Halt war für die Badefreunde gedacht. An einer Bucht der kleinen Insel Palea Kameni gibt es heiße Quellen. Schwimmen macht hungrig, der nächste Stopp löste das Problem. Die zweitgrößte Insel Therasia wurde angesteuert. Hier im kleinen Hafen Simantiri gibt es eigentlich nur Tavernen und für uns gegrillten Oktopus, Briam und Wein.

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Der Hauptstadt Fira statten wir nur zwei Kurzbesuche ab, da der erste Eindruck auch beim zweiten Mal nicht besser wurde. Natürlich gibt es den unbezahlbaren Blick und sicher auch die ein oder andere schöne Gasse. Insgesamt gesehen ist der Ort aber zu hektisch, zu viel Verkehr, überlaufen und einfach viel zu touristisch. Hier kommt man halt an, erledigt irgendwas oder fährt wieder weg aber sonst könnte ich es hier nicht länger aushalten. Die nördlich angrenzenden Dörfer Firostefani und Imerovigli sind um einiges ruhiger. So gesehen war Oia der perfekte Mittelweg und für uns die optimale Wahl.

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Bevor ich es vergesse: Sonnenuntergang. Schon mal davon gehört? Kann eigentlich nicht sein, denn anscheinend geht die Sonne nur auf Santorini unter. Zumindest sieht es so aus, wenn sich schon mehr als zwei(!) Stunden vorher die Menschenmengen durch die schmalen, von Nobelboutiquen gesäumten, Gassen drängen, immer auf der Suche nach einem guten Platz und immer die Gedanken von einem noch besseren Platz im Hinterkopf. Auf den touristisch geprägten Orten der Insel läuft dann ein imaginärer Countdown. Jede Minute wird ein weiterer guter Beobachtungsplatz besetzt. Kreuzfahrtreisegruppen werden sich spontan und bitter über den zu frühen Abfahrtstermin bewusst, Hochzeitsfotografen und Brautpaare geraden in Aufregung, Tagestouristen müssen diese eine Chance nutzen, die Anspannung steigt mit der Erwartungshaltung. Erwarten bedeutet aber erstmal warten, quälend langsam nähert sich die Sonne dem Meer, bis sie dann endlich, je nach eigener Position, im Meer oder hinter den Häusern verschwindet. Ein Spektakel welches fast schon mehr durch die Aufregung darum als von sich selbst lebt. Wobei es natürlich wunderschön ist, das ganze Ensemble wird in ein einzigartiges Licht getaucht, überhaupt wird alles farbig. Im Licht der untergehenden Sonne werden die Zuschauer in den Gassen und auf den Mauern und Dächern zu Silhouetten und für einen kurzen Moment herrscht eine andächtige Stille. Tipp: Nicht immer nur den direkten Sonnenutergang anschauen sondern währenddessen auch mal durch die Gassen von Oia oder Immerovigli/Fira laufen. Hier herrscht dann eine ganz bezaubernde Stimmung.

Während es sich dann vor sich hin dämmert und der Himmel in den kitschigsten Farben erscheint, ist die perfekte Zeit das Sitzen und Schauen noch durch Trinken abzurunden. Glücklich kann sich schätzen, wer dafür nur kurz zum Kühlschrank muss. Richtig kombiniert, es gab Weißwein. Der kommt direkt von der Insel und hat in allen, von uns probierten, Ausprägungen geschmeckt. Eher leicht und fruchtig aber immer gut. Der geneigte Biertrinker kommt aber auch nicht zu kurz. Es gibt zwei Brauereien auf der Insel. Volkan bietet unter anderem ein Black Wheat Lager, die Santorini Brewing Company hat ihre Biere nach dem „Wappentier“ der Insel, dem Donkey benannt und hat diverse „farbige“ Donkeys im Angebot. Die Biere kommen dem aktuellen Trend der Craft-Biere nahe und erinnern mich an diverse schottische Stouts bzw. Ales. Yellow Donkey schmeckte mir am besten.

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Ich muss gestehen, so richtig waren wir nur einmal Abendessen. Essen mit Ausblick war mir zu teuer, vor allem, wenn ich den Ausblick sowieso habe und im Vorfeld nicht weiß, was ich bekomme. Die eine Erfahrung machte die Sache dann auch nicht besser, völlig tot gebratener Thunfisch ist jetzt keine Empfehlung. Der durchaus empfehlenswerte Süßwein aus Santorini, Vinsanto, als Apperitif konnte die Angelegenheit auch nicht mehr retten. Vielleicht hat ja jemand genauere Informationen oder sogar Erfahrungen?
Gefastet wurde natürlich nicht sondern mehr „gefastfooded“, wenn ich das mal so sagen darf. Der Ernährungsplan beinhaltete hauptsächlich Gyros Pita und kurze Imbisse in kleinen Tavernen.

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Der Bericht lässt ja etwas durchklingen, dass ich von Santorini nicht ganz so überzeugt bin. Zumindest lässt mich die Insel mit gemischten Gefühlen zurück. Einerseits liegt das sicher daran, dass es schon die vierte Station unserer Reise war und dadurch eine gewisse Erschöpfung eingetreten ist. Andererseits aber auch an dem Problem einer Hauptattraktion, es will einfach jeder hin. Ich selbst will mich da ja gar nicht außnehmen, es sind ja immer die anderen … Ihr wisst schon. Was soll ich sagen? Klar, man muss dahin. Den Krater, die Häuser darauf, den Sonnenuntergang, die Farben, alles einmalig. Muss man gesehen haben. Dazu reichen aber auch zwei Tage. Sicher, es gibt auf der Ostseite auch Strände, es gibt Museen, es gibt Ausgrabungsstätten, es gibt den üblichen Berg Profitis Ilias zum Besteigen, es gibt Weingüter zum Besichtigen, usw. Aber irgendwie ist mir das auf Santorini alles zu stressig. Was bleibt ist die Erinnerung an fast unbeschreibliche Blicke und die schlechten Sachen vergisst man ja sowieso. So gesehen, viel Spaß auf Santorini!