Reisebericht Griechenland – Athen
//Auf Dauer ist ein Urlaub daheim zwar entspannender als der Besuch fremder Länder aber eine gewisse Abwechslung und somit Letzteres bringt doch erst die richtige „Würze“. Für mich beginnt jetzt, Ende April, die perfekte Reisezeit – vor allem für ein Ziel im Süden. Ein solches war dann auch leicht zu finden, denn der leichtsinnig gekaufte Kykladen-Reiseführer wartete schon seit 3 Jahren im Regal auf seinen Einsatz. Ein Teil der enthaltenen Theorie wurde jetzt endlich in die Praxis umgesetzt. Im Frühjahr sind die Inseln noch eher grün und ruhig, während sich später die Farbe dank der Hitze ins braune bzw. ins „touristenfarbene“ ändert.
Beste Voraussetzungen also um einen vorsaisonalen Einblick in Land, Leute, Kultur und natürlich Kulinarik zu erfahren. Geplant waren zur Eingewöhnung einige Tage Athen, danach zur Venus auf Milos, anschließend Sifnos. Danach weiter nach Santorini und zum Schluss Mykonos.
Erste Station war also Athen. Eine Stadt über die man häufig eher abschreckende Geschichten, abgemildert durch den Halbsatz „ist aber besser geworden“, hört. Von Nürnberg aus ging’s um 8.20 Uhr über Frankfurt nach Athen. Durch eine Flugplanänderung hatten wir über vier Stunden Aufenthalt in Frankfurt und somit Gelegenheit zu einem kurzen Abstecher in die Innenstadt mit Main, Bembel, Römer & Co. Um 17.40 Uhr landete das Flugzeug in Athen und nach dieser, für diese Strecke, doch recht langen Reisezeit, war es sehr angenehm ohne recht viel Organisation, mit dem sehr guten Fahrservice von Blacklane direkt zum Appartement gebracht zu werden. Vielen Dank dafür! Die vier Nächte wurden in einem stylischen Appartement am Ende einer Fußgängerzone zur Akropolis verbracht. Da ich Hotelzimmern gegenüber sowieso etwas abgeneigt bin, gab es auch dieses Mal eine Wohnung von Privat mit voller Ausstattung. Eigentlich wie daheim, nur woanders und fast noch hübscher.
Sehr gut verhielt es sich auch mit der Lage unserer neuen Übergangswohnung im Viertel Thissio. Lag diese doch am Ende der Iraklidon, einer Straße welche früher einer Straßenbahn als Untergrund gedient hatte. Die übriggebliebenen Schienen markieren den Beginn der von kleinen Kneipen gesäumten Fußgängerzone welche dem Ende und somit der Akropolis entgegen immer touristischer wird. In der anderen Richtung befand sich ein größere Supermarkt (AB) und somit war das Thema Kühlschrankinhalt und Frühstück schnell abgehakt. Etwas beeindruckt waren wir von den Preisen, lagen diese doch auffallend höher als daheim. Ob das jetzt an der aktuellen Krise liegt oder ein Dauerzustand ist – keine Ahnung.
Zu den Grundbedürfnissen zählt heute ja nicht nur das Essen und Trinken sondern auch eine gute Internetverbindung für unterwegs. Die Suche danach führte an der belebten Metro-Station Monastiraki und dem gleichnamigen Flohmarkt vorbei, durch die Touri-Kneipen-Straße Adrianou hindurch bis zur Viertel Emboriko Trigono, dem Handelsdreieck. Auf den ersten Blick gab es hier leider(?) nur einen Modeladen neben dem anderen. Interessanterweise machten sich hier nicht nur die Elektronik-Läden sondern auch die Touristen rar und so sprach nichts gegen eine gemütliche Pause mit einem der irgendwie allen guten griechischen Weißweine. Die „Mobilfunk-Straßen-Abteilung“ wurde dann aber doch noch gefunden und eine 2GB-Karte für 12 Euro erstanden – yeah! Kleiner Tipp: Trotz Prepaid bitte Personalausweis nicht vergessen.
Etwas ziellos wurde in den Straßen umhergestreift, dies und das gesehen, manches probiert. Unter anderem Freddo Cappuccino, die griechische Variante eines Iced Cappuccino. Gegen Abend hin ging es in die Markthalle. Da der Tag doch schon etwas fortgeschritten war, hielt sich das Treiben in Grenzen. Nach einem kurzen Rundgang und einem nicht nur wohlschmeckendem sondern auch authentischem Abendessen mit Fava, marinierten Sardinen und natürlich Weißwein in einer der Tavernen wurde aber ein weiterer Besuch am Vormittag fest eingeplant. Dazu später mehr.
Zurück ging es mit Blick auf die Akropolis über die lange Gerade der Straße Eolou, welche hauptsächlich eine Fußgängerzone ist. Diese endet im Altstadt-Viertel Plaka. Der anschließende Gang durch das kleine Viertel Anafiotika ließ durch die dort herrschende Kykladenarchitektur schon einen Vorgeschmack auf die kommenden Inseln zu. Ziel war der Areopag. Ein Felsen auf dem früher der oberste Rat tagte und von welchem heute ein wunderbarer Rundblick auf Athen und die Akropolis möglich ist. Gerade zum Sonnenuntergang herrscht eine schöne Stimmung. Ein traumhaftes Ende für den ersten Tag in Athen.
Der Morgen begann mit einem gemütlichen Frühstück und wurde mit einem kleinen Spaziergang in der Nachbarschaft vollendet. Dieser brachte uns durch das Viertel Kerameikos. Um den alten Gasometer bzw. der Metro-Station befindet sich ein eher alternatives Ausgehviertel mit Bars und Live-Musik-Clubs. Tagsüber gibt es hier Essen zu vernünftigen Preisen und schöne, nicht zu touristische Cafes. Nächster Halt war das alte Handwerkerviertel Psirri. Hier wurde es dann schon wieder deutlich kommerzieller aber immer noch entspannter als an den Haupt-Touri-Spots. Viele kleine Cafes und Kneipen, schön zum Sitzen und Schauen, an kleinen Straßen gelegen, welche irgendwie alle sternförmig auf die Platia Iroon zulaufen. Ein gemütliches Viertel! Weiter ging es in Richtung Markthalle entlang der Sofokleous, einer fast schon asiatisch anmutenden Straße mit einer wirren Händlermischung, Von Gewürzen über Elektronik bis hin zu Haushaltswaren und Asialäden.
Die Markthalle zeigte sich an diesem Vormittag betriebsamer als am Vortag. Außen gibt es unter anderem Nüsse, Hülsenfrüchte und getrocknetes Obst, das Innere unterteilt sich in Fleisch und Fisch. Was sich hier so nüchtern liest, muss man erlebt haben. Schwein, Schaf, Rind und Ziege werden zerlegt, der Fisch lautstark angepriesen, Gerüche vermischen sich, das routinierte Feilschen wechselt sich mit dem Staunen eines seltenen Touristen ab. Der Boden wird mit einem Gartenschlauch von diversen Überresten gereinigt und bietet dem um sich Schauenden Besucher neben kleinen Wasserpfützen auch die eine oder andere Stolperfallen. Eine Erfahrung bzw. fast schon Herausforderung für alle Sinne. Fast schon etwas viel für Auge, Nase und Ohr! Noch vor einigen Jahren gabe es hier noch keine Kühltheken, insofern ist es jetzt sicher um einiges erträglicher. Eine vergleichbare Markthalle ist mir nicht bekannt. In Barcelona, Porto, Lissabon oder San Remo fand ich die Markthallen Kindergeburtstag dagegen.
Trotz allem überzeugt das Gesehene durch die Authentizität. Wie am Tag zuvor besuchten wir wieder die gleiche Taverne um uns das Schauspiel anzusehen. Das ist sicherlich nicht für jeden, sollte man aber schon mal gesehen haben. Das Gebotene ist irgendwo zwischen interessant, grotesk und gnadenlos ehrlich einzuordnen. Da steht auch schon mal der Metzger vom Stand nebenan mit blutverschmierter Schürze neben dem Tisch und unterhält sich mit dem Wirt. Wir ließen uns Bauernsalat, gegrillten Oktopus, gefüllte Aubergine, vegetarischen(!) Augenbohnensalat, Tsatziki und Weißwein schmecken. Da hier hauptsächlich(?) die Metzger und Händler bzw. zur späteren Stunde einheimische Nachtschwärmer essen, bekommt man echte und einfache aber sehr gut schmeckende Küche.
Der Kerl hat irgendwie ein Problem mit Bergen, vor allem aber mit unbestiegenen. In den Athen kann hier nur vom Lykavittós die Rede sein. Zum Glück gibt es für die letzten Meter aber eine (unterirdische) Standseilbahn. Oben angekommen wird man dann mit einem großartigem Ausblick über Athen belohnt. Das etwas preisintensive Bier lohnt sich aber wegen dem Ausblick und dem Moment an sich. Herunter führte uns dann ein malerischer, von Agaven gesäumter, Fußweg durch deren Blütenstände uns die untergehende Sonne begleitete.
Erhöht über der Stadt, nachts beleuchtet, auf Schildern ausgezeichnet und durch Reisegruppen ge(kenn)zeichnet. Die Akropolis. Noch so ein Berg, der bestiegen sein will oder besser muss. Aber hier muss man sicher mal gewesen sein. Am besten am frühen Vormittag, bevor die unzähligen Reisegruppen aus ihren Bussen steigen und farblich sortiert die antike Stätte stürmen. Wenn man die berühmten, von unzähligen Besuchern glatt geschliffenen, Stufen der Propyläen hinter sich gelassen hat, sieht man die beeindruckenden Überbleibsel einer vergangenen Zeit. Die Baugerüste und die helleren, d.h. neuen Steine, und natürlich die Touristen beenden aber die kurzzeitige Zeitreise recht schnell. Dazu kommt eine, auch jetzt Ende April schon, hell scheinende Sonne kombiniert mit einem wolkenlosen Himmel was mich den spärlich vorhandenen Schatten suchen ließ.
Über das Akropolis-Museum, Hadrianstor und Zeustempel ging es nach einer Mittagspause mit Fava, Oliven und Käse in Filoteig mit Honig und erstmals Bier an den Hafen nach Piräus wo die gewünschte Abkühlung in Form von einer sanften Meeresbrise erwartet wurde. Nach einer Hafenrunde über die drei Hafenbecken waren wir etwas ernüchtert und beließen es in Mikrolimano, dem kleinsten Hafenbecken, bei einer kurzen Getränkepause. Irgendwie gibt es schönere Häfen und auch Mikrolimano konnte nicht vollends überzeugen. Sicher kann man hier teuer Fisch essen gehen aber ob man hier gewesen sein muss? Bitte um Aufklärung!
Wieder zurück wurde uns nach einem kleinen Umtrunk als „Absacker“ ein „Zimt-Raki“ von der Insel Amorgos serviert. Psimeni-Raki nennt sich das tolle Zeug. Eine Verwandschaft mit dem weiter verbreiteten Rakomelo besteht, wenn auch der Geschmack unterschiedlich ist. Jedenfalls wandelten wir das Schnapsglas in eine kleine Karaffe um und ließen den letzten Abend in Athen ausklingen.